HANS LOTTER, für viele ältere Fürther ein Begriff, veröffentlichte am 13. Febr. 1999 in den FN folgenden Bericht über die

Fürther Kasernen

"Ihre große Zeit hatten sie in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Der siegreiche Frankreichfeldzug 1870/71, die Gründung des Deutschen Kaiserreichs und dessen Streben nach Weltgeltung rückten das Militärwesen in eine zentrale Position, politisch wie gesellschaftlich. in dieser Zeit entstand das weit ausgreifende Militärareal im Fürther Süden. Allerlei Regimenter und Bataillone verschiedener Waffengattungen wurden hier stationiert. Auf den Kasernenhöfen herrschte reges Treiben: Mannschaften in einfacher Kluft konnte man hier beim Erlernen des Kriegshandwerks oder in prächtigen Galauniformen beim Paradieren beobachten.

Der verlorengegangene Erste Weltkrieg veränderte Bild und Situation der Kasernen schlagartig und total. Von der Reichswehr mit ihrem kleinen Potential (100 000 Mann) wurden sie nicht in Anspruch genommen, standen leer und verödeten. Damals in den 20er Jahren belebten sie nur zuweilen Schulklassen der nahegelegenen Oberrealschule, die singend in einen ihrer leeren Höfe hinüberzogen zur Turnstunde mit Schlagballspiel.

1933, 15 Jahre nach Kriegsende, kam Hitler an die Macht und führte die allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Die Kasernen wurden wieder gebraucht und füllten sich mit Soldaten, die schon sechs Jahre später in einen neuen Krieg ziehen mußten: immer wieder andere bis zum bösen, bitteren Ende.

Diesmal blieb den Kasernen danach Leere und Nutzlosigkeit erspart. Die US-Armee fand sie bei ihrem Einrücken in die Stadt einigermaßen intakt vor und quartierte sich ein: Neue Insassen im alten Gemäuer mit anderen Uniformen, anderen Gesichtern, weißen und dunklen, anderen Befehlstönen. In wechselnder Besetzung sollte das 50 Jahre lang so bleiben – mehr als viermal so lange wie Hitlers Wahn vom "Tausendjährigen Reich".

Es hat nicht lange gedauert, dann gehörten die US-Soldaten, die "Amis", zum Fürther Straßenbild und Fürther Leben. Das Cola und der McDonald’s wurden bei uns heimisch, das Okay, der Job und andere Ausdrücke gingen in unsere Alltagssprache ein (wie einst jüdische), und viele Fürther Mädchen wurden als Bräute über den großen Teich entführt.

Auch diese Epoche der Kasernengeschichte ist zu Ende gegangen. Die US-Truppen sind abgezogen. Wieder stehen die Kasernen leer, nach jahrzehntelanger Nutzung belastet mit Alter und noch nicht voll übersehbarer Probleme anderer Art, die die Stadt noch lange bedrücken werden. Sie anzugehen und einer guten Lösung zuzuführen, ist den Schweiß der Edlen wert."

Nachtrag des web-Seiten-Autors R.Morche:
Tatsächlich erinnert heute nichts mehr an das ehemalige Kasernengelände. Die Kasernen selbst wurden grundlegend entkernt und saniert. Sie präsentieren sich heute als komfortable Wohnhäuser mit mehr "Kunst am Bau" als das heute bei Neubauten üblich ist. Das weitläufige Freigelände ist inzwischen parkartig gestaltet oder mit neuen Häusern bebaut.