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Dreitägiger Fahrrad-Ausflug von der Côte d'Azur zum Canyon du Verdon

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Dieser Bericht beschreibt eine Dreitages­tour zu einem der be­ein­druckend­sten Ziele in der Provence. Es wurden ca. 300 km zurück­gelegt, überwiegend auf verkehrsarmen Nebenstraßen. Radwege gibt es in der Region Provence- Côte d'Azur nur entlang der Küste, nicht aber im sehr dünn besiedelten Binnenland. Die Gegend ist hügelig, teilweise sogar richtig bergig mit Anstiegen von bis zu 600 m an einem Stück. D.h. das Rad sollte eine ordentliche Gangschaltung und gute Bremsen besitzen und man sollte aus Gewichtsgründen beim Gepäck sparen. Eine Voll-Federung bringt auf dieser Strecke nichts, nur zusätzliches Gewicht. Wichtiger ist das richtige timing, um bei den langen Anstiegen nicht gerade in die Mittags- oder Nachmittagshitze zu kommen.

Überhaupt sind die klimatischen Besonderheiten im Bergland der Provence zu berücksichtigen: Die Gegend ist insgesamt relativ trocken. Die Landwirtschaft beschränkt sich auf steinige Schafweiden und ausgedehnte Kiefernwälder. Gelegentlich trifft man auch auf die von Bildern her bekannten Lavendelfelder. Sie blühen aber nur in den heißen Monaten Juli und August. Ende August ist bereits alles abgeerntet. Sehr oft ist der Himmel wolkenlos. Im Sommer steht die Sonne zu Mittag fast im Zenit und es kann höllisch heiß werden. Nachts kühlt es - vor allem in den höheren Lagen - kräftig ab. Als Reisezeit kann man deshalb nur zum Herbst oder Frühjahr raten.

ACHTUNG! In Frankreich sind in den letzten Jahren überall Kreis­verkehre gebaut worden, oft zweispurig. Es gelten theoretisch die gleichen Verkehrsregeln wie in Deutschland. Praktisch hat sich aber Folgendes eingebürgert: Wer auf der linken (inneren) Spur fährt und nicht blinkt, bleibt meistens (aber nicht immer!) im Kreisverkehr. Wer rechts fährt und nicht blinkt, verlässt fast immer den Kreisverkehr. Als Radfahrer fahren Sie auf der rechten Spur. Unbewußt rechnen alle da­mit, dass Sie den Kreisverkehr verlassen. Tun Sie als Radfahrer des­halb immer den linken Arm raus, wenn Sie im Kreisverkehr bleiben!


Weinlese Bild: Weinlese im Anbaugebiet 'Côtes de Provence'

Ausgangspunkt der Tour war Carqueiranne, ein Ort an der Côte d'Azur zwischen Hyeres und Toulon.

Zunächst verläuft die Strecke durch ein breites Tal in nordöstlicher Richtung. Das Tal ist überwiegend von Weinfeldern bedeckt. Angebaut werden ausschließlich rote Trauben, aus denen der in diesem Teil Süd­frank­reichs sehr beliebte Rose mit der Bezeichnung Côte de Provence gewonnen wird.

Die Weinlese war jetzt, Anfang September, in vollem Gang.

Nebenstraße

Kaum merklich steigt das Tal an. Nach gut 30 km hat man wenige km vor Carnoules eine Höhe von etwa 200 Metern und eine kleine Wasserscheide erreicht. Der Kiefernwald, der vorher nur die Berge links und rechts des Tals bedeckt hatte, rückt nun immer mehr zusammen. Erst bei Carnoules weitet sich das Tal wieder und die Felder mit den Rebstöcken dominieren wieder.

menschenleere Gegend

Weiter auf ruhiger Straße zwischen bewaldeten Hügeln sehr abwechslungsreich über Besse, Cabasse, Carces und das besonders reizvolle Cotignac zu dem sehr touristisch geprägten, aber durchaus besuchenswerten Aups. Auf den letzten 20 km wurde die Strecke zunehmend wellig und hinter Cotignac und Aups waren zwei längere Anstiege (ca. 150 und 280 Höhenmeter) zu bewältigen. Bei den an sich noch angenehm warmen Abendtemperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit.


Lac de St.Croix

Nachts hatte es auf dem Höhenzug hinter Aups in 800 MüM merklich abgekühlt. Wegen der zu erwartenden Mittagshitze startete ich noch vor Sonnenaufgang. Bei der flotten Abfahrt am frühen Morgen war ich aber zunächst froh, dass ich meine winddichte Regenjacke anziehen konnte.

unteres Ende des Canyon Zunächst einige km durch das waldreiche, menschen­leere Gebiet oberhalb des Stausees 'Lac de St.Croix'. Dann ein kleiner Ort am See, unübersehbar eine Reißbrett-Schöpfung - aber ganz nett. Dann das obere Ende des Sees mit großem Camping-Platz und Bootsverleih. Hier mündet der Canyon mit dem kleinen Fluß Verdon in den See.

Blick zurück Die Straße auf der Nordseite des Canyon du Verdon

Wenige km hinter der Einmündung der Schlucht beginnt der Anstieg zu der Panoramastraße, die am Nordhang des Canyon auf über 1.000 MüM (Meter über Meeresspielgel) klettert.

Blick aus halber Höhe in den Canyon  

Schatten!  

Pass erreicht Kurz bevor die Straße ihre höchste Stelle (1.031 MüM) erreicht, verlässt sie die Schlucht. Der Canyon macht hier einen weiten Bogen, welcher von der Straße abgeschnitten wird. 2 km hinter der höchsten Stelle liegt auf 833 MüM der Ort 'la Palud'. Von ihm aus führt eine Panorama-Rundstrecke mit vielen Aussichtspunkten zu dem Bogen des Canyons, die 'Route des Crêtes'. Diese Rundstrecke ist 24 km lang und pendelt zwischen 600 und 1.200 MüM.

Nachtrag:
Die Panorama-Rundstrecke 'Route des Crêtes' kann inzwischen (zumindest mit Motorfahrzeugen) nur noch im Uhrzeigersinn befahren werden. Sie ist auf der östlichen Hälfte zur Einbahnstraße erklärt worden.


flotte Abfahrt  

Vorsicht, Gegenverkehr!  

Unten angekommen  

Bei dieser Hitze - wer kann da widerstehen ACHTUNG: Normalerweise ist der Verdon kein besonders gefährliches Gewässer. Es gibt allerdings Stücke im Canyon, in denen man das Flussbett wegen der steil aufragenden Felsen zu beiden Seiten nicht verlassen kann. Bei einem Unfall (z.B. wegen Kenterung in einer Stromschnelle) kann man dort auch keine Hilfe von außen erwarten. Eine rafting- oder Kanu-Tour durch den Canyon sollte man deshalb nur unter Begleitung eines erfahrenen und mit den lokalen Verhältnissen vertrauten Betreuers unternehmen. Beim Campingplatz oberhalb der Einfahrt in den Canyon werden rafting- und Kanu-Touren von einheimischen Dienstleistern angeboten.

Ganz besonders gefährlich kann die Situation hier bei Gewittern werden. Das Wasser steigt dann in kürzester Zeit stark an und das idyllische Flüsschen wird zu einem reißenden, wilden Fluss! Am 12. Juni 2008 wurde eine Gruppe von 12 Deutschen von einer solchen Situation überrascht. Drei von Ihnen kamen dabei ums Leben.

Wieder oben, diesmal bei Comps  


Gorges de Chateaudouble

Von Comps zurück an die Küste

Bis Draguignan zunächst landschaftlich schöne Nebenstraße mit wenig Verkehr. Der hier abgebildete schönste Abschnitt durch die "Gorges de Chateaudouble" existiert leider nicht mehr. Die Straße ist vor einigen Jahren bei einem schweren Unwetter in die Schlucht gestürzt. Um von Montferrat nach Draguignan zu gelangen gibt es z.Zt. nur zwei Möglichkleiten: Entweder auf der D54 über Figanieres. Das ist eine für den Autoverkehr gut ausgebaute wenig spektakuläre Landstraße, auf der man beim ca. 150 m-Anstieg des öfteren von schnell fahrenden Autos überholt wird. Oder auf der D51 hinauf nach Ampus und dann auf der D49 wieder hinunter nach Draguignan. Da hat man dann aber 300 Höhenmeter zu bewältigen.

Marktstand An der Provinzhauptstadt Draguignan sollte man nicht vorbeifahren. Besonders der Markt im Zentrum ist sehenswert.

Von Draguignan bis Carnoules schließlich auf breiter Hauptstraße ohne nennenswertes Auf und Ab. Der Autoverkehr fließt hier hauptsächlich auf der parallel verlaufenden Autobahn.

Der Rest des Weges zurück zur Küste ging wieder auf der eingangs beschriebenen kleinen Nebenstraße durch das breite Tal mit den Weinfeldern.

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